Es gibt Menschen, die aufgrund von angeborenen oder erworbenen Schädigungen Einschränkungen in der Kommunikation und sprachlichen Verständigung mit der Umwelt erleben.

Unterstützte Kommunikation (UK) beschreibt alle Kommunikationsformen für Menschen, die eine schwer verständliche, eingeschränkte oder keine Lautsprache haben.
UK ist nicht auf eine Altersklasse beschränkt. Bei einigen wird sie nur kurzweilig verwendet (z.B. bei Menschen mit Schlaganfällen oder als kurzfristige Unterstützung in der Entwicklung der Lautsprache bei Kindern), andere Menschen unterstützt sie ein Leben lang.

Mit UK können Betroffene sich selbstständig ausdrücken und erweitern so ihren Handlungsraum. UK ist sehr individuell und wird auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Einzelperson zugeschnitten. So kann UK dabei helfen, sich auszudrücken, den Spracherwerb oder Wiedererwerb zu unterstützen, die bereits vorhandene Sprache zu unterstützen oder als Ersatzsprache dienen.

Hier ein Beispiel eines Kommunikationsbuches mit vielen Themen und „metacom“-Symbolen, Raum für eigene Notizen, mit bestimmten sprechenden Stiften kann aber auch eine Sprachausgabe erfolgen:

Was ist Unterstützte Kommunikation?

Unterstützte Kommunikation (Englisch: Augmentative and Alternative Communication = AAC) geht davon aus, dass jeder Mensch ein Bedürfnis nach Kontakt und Kommunikation hat.
Ausgehend von den aktuellen Möglichkeiten einer Person entwickelt Unterstützte Kommunikation individuelle Maßnahmen für eine bessere Verständigung und mehr Mitbestimmung im Alltag.

Unterstützte Kommunikation (UK) muss die individuelle Art zu kommunizieren nicht ersetzen, sondern kann sie ergänzen und unterstützen.

Durch den Einsatz von Gebärden, Gegenständen, Symbolen oder technischen Hilfen kann die Kommunikation im Alltag ermöglicht und verbessert werden.

Der frühe Einsatz von Unterstützter Kommunikation fördert auch eine mögliche Entwicklung der Lautsprache. Die Motivation sich mitzuteilen, kann durch den Einsatz von individuellen Kommunikationsformen erhöht werden.

In der Unterstützten Kommunikation können mehrere Kommunikationsformen miteinander kombiniert werden.
Rituale und Routinen und erste Zeichen: Die Wiederholung von Ritualen und Routinen kann Menschen Sicherheit und Orientierung geben. Durch die häufige Wiederholung von Handlungen können sie lernen, eine Erwartungshaltung aufzubauen und durch Körpersprache auszudrücken. Einige Menschen lernen, über erste Zeichen wie Objekte, Bewegungszeichen, Fotos oder Bilder Wünsche auszudrücken.

Körpereigene Kommunikationsformen

Körpereigene Kommunikationsformen sind Lautsprache und Laute, Körpersprache und Mimik, erste Bewegungszeichen, Gesten, Taktile Gebärden und Gebärden aus der Deutschen Gebärdensprache oder den Gebärdensammlungen „Schau doch meine Hände an“ und „Makaton“, aber auch individuelle körpereigene Strategien in der Kommunikation. Es werden keine Hilfsmittel benötigt. Im Umgang mit vertrauten Partnern können körpereigene Kommunikationsmöglichkeiten die effektivste Art der Verständigung sein.

Gebärden sind Bewegungen des Körpers, vorwiegend ausgeführt mit den Händen, denen eine feste sprachliche Bedeutung zugeordnet ist. Dabei können individuelle Gebärden selbst kreiert oder von feststehenden Gebärden abgewandelt werden. Häufig werden aber auch Gebärden aus bekannten Gebärdensammlungen oder Systemen verwendet.

Gebärden sind nicht nur für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen eine effektive Kommunikationsmethode, auch für Personen mit UK-Bedarf und deren Kommunikationspartner sind Gebärden eine passende Kommunikationsmöglichkeit.

Verbreitet sind dabei:

  • DGS: Deutsche Gebärdensprache
    • Eigenständiges Wort- und Grammatiksystem, vollständiger Wortschatz der Lautsprache
    • ein Wörterbuch der DGS (nach K. Kestner) kann auch als APP für VOICEpad-Geräte mit beantragt werden
  • GuK: gebärden-unterstützte Kommunikation, entwickelt von E. Wilken
    • Kartensets mit Wörtern und passenden, kindgerechten Gebärden als lautunterstütztende Gebärden
    • Auch Arbeitsmaterial, Bilder- und Liederbücher sind verfügbar
  • Schau doch meine Hände an: Gebärdensammlung zu GuK für Menschen mit Behinderungen
    • Ein Wörterbuch von „Schau doch meine Hände an“
  • Taktile Gebärden für Menschen mit starken Sinnesbeeinträchtigungen:
    • Dazu gehören geführte Gebärden, Gebärden unter der Hand, body und on body signs

Hier als Beispiel abgebildet das Fingeralphabet, da Buchstabieren aber zu lange dauert, können Wörter und Sätze/redewendungen gebärdet werden, in verschiedenen Ländern wird auch unterschiedlich gebärdet.

Kommunikation über Objekte

Objekte haben in der Unterstützten Kommunikation eine große Bedeutung. Werden einer Person zwei Objekte angeboten, kann sie durch ihre Blickrichtung, durch eine Zeige- oder Greifbewegung direkt auswählen. Gegenstände können auch eine Handlung anzeigen oder als Symbol genutzt werden. Sie lassen sich aufgrund unterschiedlicher Umrisse und verschiedener Oberflächenbeschaffenheit nicht nur visuell, sondern auch mit dem Tastsinn unterscheiden. Daher werden Objektsymbole insbesondere bei Menschen mit Sehbehinderung oder mit starker kognitiver Beeinträchtigung eingesetzt.

Grafische Symbole

Zu den grafischen Symbolen in der Unterstützten Kommunikation gehören Fotos, Bilder, Zeichnungen, Symbole und Schrift. Sie können auf einzelnen Karten, in Büchern, Ordnern oder Tafeln präsentiert werden.

Durch das Zeigen auf Bilder oder eines oder mehrere Symbole können sich Menschen mit Kommunikationsbeeinträchtigungen mitteilen. Auf diese Weise können sowohl einfache Bedürfnisse ausgedrückt als auch komplexe Inhalte vermittelt werden.

Mit einem Ich-Buch kann sich eine Person vorstellen und auf ihre Lebensumstände, Interessen und besonderen Bedürfnisse hinweisen.

Für viele Menschen sind Tagebücher und Erlebnisbücher wichtig geworden, um mit Bildern und Schrift von Vergangenem zu erzählen. Dabei können sie die Erfahrung machen, dass andere Menschen Anteil an ihren Erlebnissen nehmen.

Bei dieser sprechenden Wand können Bilder und Symbole hinterlegt werden, es verfügt über eine Aufnahmefunktion, auf den einzelnen Buttons wird die Sprachwiedergabe ausgelöst. Anwendungen könnten sein: Bedürfnisse melden, Begrüßungen in 30 Sprachen, englische Vokabeln, …

Technische Kommunikationshilfen

Einfache Sprachausgabegeräte können Geräte mit einer oder zwei Tasten mit natürlicher Sprachausgabe sein. Über ein Mikrofon lassen sich Musik, Geräusche oder Aussagen aufnehmen und wiedergeben.

Sogenannte „Talker“ sind Geräte mit 9 oder 20 Feldern gehören noch zu den einfachen Sprachausgabegeräten, sind quasi eine sprechende Tastatur.

In der Schule gibt es sprechende Klammern oder Wandtafeln, die Arbeitsaufträge wiedergeben können, die aber auch für die Kommunikation von Kindern genutzt werden können (Begrüßung, Bedürfnisse, …).

Digitale Endgeräte (Computer, Mobiltelefon, tablet) verfügen heute schon teilweise schon über sogenannte assissive Techniken, können Farben erkennen, Schilder vorlesen, aber auch übersetzen und geschriebene Inhalte sprechen.

So können beispielsweise Kinder aus dem Autismusspektrum oder mit selektivem Mutismus mit der Umwelt kommunizieren. Auch gibt es hier Programme (Apps), die eine Kommunikation über Symbole ermöglichen, wenn diese Funktion aufgrund von Lese-/Schreibschwerigkeiten nicht in Betracht kommt.

Die Kommunikation mit Sprachausgabegeräten ermöglicht vielen unterstützt kommunizierenden Menschen mehr Unabhängigkeit und eine größere Flexibilität im Alltag.

Ansteuerungsmöglichkeiten

Auch Menschen, die nicht mit dem Finger zeigen können, können über spezielle technische Hilfen und Ansteuerungsmöglichkeiten Vokabular auswählen.

Von direkter Selektion spricht man, wenn die unterstützt kommunizierende Person direkt auf ein Bild, ein Symbol oder ein Wort zeigen kann. Das Zeigen kann auch mit den Augen oder mit einem Hilfsmittel erfolgen. Elektronische Kommunikationshilfen bieten in der Regel verschiedene Optionen, die die direkte Ansteuerung der Felder vereinfachen. Neben Fingerführungsrastern, können die Drückdauer einer Taste und ein optisches oder akustisches Feedback die Ansteuerung erleichtern.

Für Menschen, bei denen zusätzlich zu den motorischen Einschränkungen auch Beeinträchtigungen im visuellen Bereich vorliegen, können auditive Ansagen eingeschaltet werden.

Bei der „Gestützten Kommunikation“ oder FC (abgeleitet von der englischen Bezeichnung „Facilitated Communication) ist das zentrale Element die körperliche Unterstützung einer Person mit schweren kommunikativen Beeinträchtigungen. Ein Stützer gibt neben der physischen, auch eine verbale und emotionale Hilfestellung. Auf diese Weise wird es einer Person mit schweren kommunikativen Beeinträchtigungen möglich, durch gestütztes Zeigen z. B. auf Objekte, Bilder oder Buchstaben zu kommunizieren.

Alle Schülerinnen und Schüler, die aufgrund einer Beeinträchtigung kaum oder gar nicht sprechen, können mit Hilfsmitteln und Methoden der Unterstützten Kommunikation gefördert werden.

Nach einer ärztlichen Verordnung und einer fachlich begründeten Stellungnahme bewilligen Krankenkassen in der Regel benötigte persönlichen Hilfsmittel wie Tablets oder Talker, Symboltafeln, Tastaturfingerführungen, Augensteuerungen, u.v.a..