Unter classroom management sind alle Aktivitäten zu verstehen, die Lehrkräfte unternehmen, um eine Lernumgebung zu gestalten, die sowohl curriculares als auch emotionales und soziales Lernen ermöglicht (vgl. Evertson u. Weinstein 2006, S. 47).
Ziel ist ein gemeinsam gestalteter Rahmen, der Schülerinnen und Schülern (individuell) strukturierte Lernumgebungen schafft, die ihnen bestmögliche Lern- und Entwicklungschancen bieten.
Mit Hilfe des classroom managements kann ein Orientierungsrahmen für alle Lerner geschaffen werden, der nicht nur für mehr aktive Lernzeit im Sinne des kognitiven Lernens sorgt, sondern auch Schülerinnen und Schülern eine unterstützende Struktur zur erfolgreichen Bewältigung von Lernprozessen bietet.
Die unterschiedlichen Dimensionen des classroom managements sind nicht als starres Korsett zu verstehen, sondern als Gestaltungsmöglichkeiten, die in Abhängigkeit von der Lehrerpersönlichkeit, der Lerngruppe und des Unterrichtsvorhabens flexibel zu nutzen sind.
11 Dimensionen des classroom managements nach Evertson
1. Vorbereitung des Klassenraumes
Entsprechend dem unterrichtlichen Vorhaben erfolgt eine Strukturierung des Raumes, des Ablaufs, der Aktivitäten und der Materialien. In der Praxis informiert z. B. ein Ablaufplan, der an einem festen Ort verankert ist, über die geplanten Unterrichtsschritte.
Lerner, die, aus unterschiedlichen Gründen (Reizüberflutung, körperliche Unruhe, Gefühl der Überforderung…), Abstand von der Klassengruppe benötigen, können durch eine individuelle Rückzugsmöglichkeit z.B. an einem Einzeltisch unterstützt werden. Sie können dann selbst entscheiden bzw. erfahren Beratung durch die Lehrkraft, wann und wie sich wieder in den allgemeinen Unterrichtsverlauf einbringen können.
Ein dem geplanten Unterricht entsprechendes Material wird auch für die Einzelarbeit vorgehalten.
Den Schülerinnen und Schülern werden diese Struktur und damit verbundene Anforderungen durch Pläne anschaulich gemacht. Visualisierungen können hierbei unterstützend wirken.
2. und 3. Planung und Unterrichtung von Regeln und unterrichtlichen Verfahrensweisen
Erläuterung der unterrichtlichen Verfahren und Etablierung positiv formulierter Regeln. Sowohl die Verfahrensabläufe als auch die Regeln werden durch wiederkehrende Übungen und Reflexionen transparent und ggfs. aktualisiert. So können z.B. die Partner-/Gruppenbildungen und eine damit verbundene Umstrukturierung der Arbeitsplätze für kooperative Arbeitsprozesse zunehmend reibungslos verlaufen.
Ein abgestimmtes Hilfesystem (Wer gibt Hilfe? – Wann kann diese Hilfe gegeben werden? – Wie bekomme ich Hilfe? …) erleichtert das gemeinsame Arbeiten und bietet der Lehrkraft Freiräume.
4. Festlegung von Konsequenzen
Spiegeln von angemessenen Anteilen im Verhalten der Schüler – Schüler sollen in ihrer positiven Selbstwahrnehmung unterstützt werden, aber auch um die Grenzen und die damit verbundenen Konsequenzen ihres Lern-, Arbeits- und Sozialverhaltens wissen.
5. Schaffung eines positiven (Lern-) Klimas im Klassenraum
Ermutigung und Lob für Arbeitsergebnisse, Mitarbeit und Verhalten. Eine fehlerfreundliche Lernumgebung kann auch schwächeren Lernern eine Unterrichtsbeteiligung erleichtern.
Kompetenzerwartungen u.a. zum sozialen Lernen werden offen gelegt und durch gezielte Angebote gefördert.
Kooperative Arbeitsprozesse werden behutsam eingeführt und bezogen auf fachliche Leistung und soziales Miteinander reflektiert.
6. Beaufsichtigung bzw. gezielte Beobachtung der Schüler
Eine genaue Beobachtung und Beachtung der Lerntätigkeit dient der Sammlung von Informationen zur Lernausgangslage und des Lern- und Entwicklungsfortschritts und dient der Rückkoppelung mit dem individuellen Lernen.
7. Unterricht angemessen vorbereiten
Motivation durch entwicklungsadäquaten Unterricht; die Schüler werden mit ihren Interessen, Vorstellungen und Bedürfnissen mit einbezogen. Kompetenzerwartungen, Inhalte, Methoden, Materialien … werden unter Berücksichtigung der individuellen Lernvoraussetzungen angepasst und bei Bedarf zieldifferent gestaltet.
8. Festlegung von Schülerverantwortlichkeit
Positiv formulierte Regeln und Lern- und Verhaltensanforderungen stützen diesen Prozess.
Entsprechend ihrer individuellen Entwicklung übernehmen die Lernenden zunehmend mehr Verantwortung für den eigenen Lern- und Entwicklungsprozess.
9. Unterrichtliche Klarheit
Diese kann erreicht werden durch eine transparente Planung und Zielsetzung und darauf abgestimmte Instruktionen, z.B. visualisiert in Form eines advance organizers (Übersicht über Lerninhalte und Lernziele und Lernwege). Die Fokussierung der ganzen Lerngruppe wird durch differenziert formulierte Kompetenzerwartungen und entsprechende Lernangebote ergänzt.
Die Lehrkraft bietet durch ihr Verhalten ein Modell für erwartetes Verhalten und für Verlässlichkeit.
10. Unangemessenes Schülerinnen- und Schülerverhalten unterbinden
Durch proaktives Lehrerhandeln, welches z.B. durch nonverbale Signale, physische Nähe, Umlenken und Umgestalten möglichst den Fokus zum eigentlichen Auftrag der Schülerin/ des Schülers zurückführt. Ein Spiegeln von positiven Verhaltensanteilen fokussiert alle Beteiligten auf die Zielsetzung des Unterrichts.
11. Strategien für potenzielle Probleme
Durch Absprachen eines gemeinsamen Handlungsrahmens (Schulvereinbarungen, konzeptionelle Absprachen im Team/Kollegium) erhält die einzelne Kollegin/der einzelne Kollege noch stärkere Handlungssicherheit auch in schwierig erlebten Situationen.