Nach dem Klassifizierungssystem ICD-10 für Krankheiten handelt es sich bei einer Lernbehinderung um „Umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten“ (1994).
Aufgenommen wurde dies auch im deutschsprachigen Raum in den 1960er-Jahren, die Aktualisierung in der ICD 11 liegt in der Übersetzung noch nicht vor.

Abb.: kleiner Ausschnitt aus der ICD 10-GM (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, German Modification), siehe auch https://www.bfarm.de/

Seither gab es einige Versuche, den Begriff einheitlich noch anders zu definieren. Eine verständliche Version liefert der Pädagoge Gustav Otto Kanter mit der Formulierung, dass eine Lernbehinderung ein „langandauerndes, schwerwiegendes und umfängliches Schulleistungsversagen“ bedeutet, das in der Regel mit einer Beeinträchtigung der Intelligenz einhergeht. Diese ist jedoch nicht so schwerwiegend, dass es sich um einen Fall von Geistiger Behinderung handelt.

Diese Definition ist aktuell auch übernommen für den Bereich Schule für den sonderpädagogischen Förderbedarf „Lernen“, der sich abgrenzt vom sonderpädagogischen Förderbedarf „Geistige Entwicklung“ und von den sogenannten Teilleistungsstörungen wie Rechenschwäche, Lese- und Rechtschreibschwäche oder anderen Problemen wie den Aufmerksamkeitsstörungen.

Bei einer Lernschwierigkeit (auch Lernstörung, Lernschwäche) bestehen die Lernprobleme nur vorübergehend, nur in leichter Ausprägung oder nur für Teilbereiche des Lernens.

Lern- und Entwicklungsstörungen sind erhebliche Beeinträchtigungen im Lernen, in der Sprache sowie in der emotionalen und sozialen Entwicklung, die sich häufig gegenseitig bedingen oder wechselseitig verstärken. Sie können zu einem Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung in mehr als einem dieser Förderschwerpunkte führen, dies wird durch ein sonderpädagogisches Gutachten auf Antrag von Kita, Schule oder den Sorgeberechtigten ermittelt.

Arbeitsrechtliche Bedeutung der Diagnose „Lernbehinderung“ 

„Lernbehinderte“ gehören zu den Personen, die einen gesetzlichen Anspruch (nach SGB III) darauf haben, dass ihre Teilhabe am Berufsleben gefördert wird. Das gilt auch für Erwachsene. So erhalten junge Menschen mit Lernbeeinträchtigungen nachhaltige Unterstützung beim Einstieg in die Arbeitswelt oder bei der Ausbildung. Der Weg dorthin führten der Regel über die Reha-Beratung der örtlich zuständigen Arbeitsagentur.

Beispiele für Lernstörungen können sein, dass das betroffene Kind Schwierigkeiten hat, die Namen von Farben oder Buchstaben zu erlernen oder auszusprechen, oder es lernt nur langsam, zu zählen, zu schreiben oder zu lesen. Zusätzliche Symptome können sein: 
– eine kurze Aufmerksamkeitsspanne und Ablenkbarkeit (ähnlich wie AD(H)S) 
– Sprech-/Sprachprobleme
– Probleme, gesprochene Informationen zu verstehen und 
– eine geringere Merkfähigkeit
– feinmotorische Schwierigkeiten
– …
Häufig entwickeln Kinder mit Lernstörungen Kommunikationsschwierigkeiten. Sie sind anfänglich frustriert und entwickeln vielleicht Verhaltensprobleme, d. h., sie sind beispielsweise leicht ablenkbar, hyperaktiv oder in sich zurückgezogen, unsicher oder aggressiv. 
Die genauen Ursachen für Lernstörungen sind zwar nicht bekannt, umfassen aber meist Probleme in der Verarbeitung der gesprochenen und später der geschriebenen Sprache oder des Zahlenverständnisses und der Raumwahrnehmung.

Bei schulischen Problemen sollte man nicht direkt von einer Lernstörung sprechen, sondern sich Hilfe von Experten holen.
Manchmal kann sich auch eine Hochintelligenz hinter einer vermeintlichen Lernschwäche verstecken. Die Kinder sind unterfordert und folgen dem Unterricht nicht konzentriert. Daher ist es immer wichtig, dass mögliche Ursachen hinter auftretenden Schwierigkeiten richtig identifiziert werden, bevor Maßnahmen ergriffen werden.

Viele Kinder, insbesondere solche mit Auffälligkeiten, erzielen auf Dauer schlechte schulische Leistungen. Wird eine Lernstörung nicht rechtzeitig erkannt, kann dies dazu führen, dass sich Misserfolgserlebnisse negativ auf das Selbstbewusstsein oder die Motivation des betroffenen Kindes auswirken. Dann leiden einige Kinder still vor sich hin und stufen sich selbst als dumm ein oder reagieren mit stark auffälligem Verhalten oder körperlichen Symptomen (Bauchschmerz). Auf der anderen Seite verbergen viele Kinder mit bestimmten Typen von Lernstörungen ihre Defizite teilweise so gut, dass diese lange Zeit unerkannt und damit auch unbehandelt bleiben.